Zwischen Nebel und Restlicht – Ausflug ins Ungewisse
Der heutige Spätnachmittag war einer dieser seltenen Momente, in denen die Welt slow motion wird. Der Nebel hatte das Land fest im Griff, dicht, schwer und lautlos. Genau das richtige Wetter, um eine Baustelle zu fotografieren – besonders, wenn es sich dabei um einen Ort wie die Glyptothek Etsdorf im Landkreis Amberg-Sulzbach handelt. Ein Platz voller Vision und derzeit noch viel Beton, der heute jedoch ganz anders wirkte.
Gespenstische Stille an der Glyptothek Etsdorf
Schon bei der Ankunft war klar: Der Nebel würde heute der Regisseur sein. Die Baustelle lag wie verschluckt im dichten Grau. Konturen lösten sich auf, Silhouetten verschwanden schon nach wenigen Metern und der grosse Baukörper trat erst nur schemenhaft aus dem Weiß hervor. Wie ein Schauplatz aus einem anderen Zeitalter.
Der Nebel verlieh der Szene etwas Gespenstisches – und gleichzeitig Unwirkliches. Als würde die Baustelle selbst überlegen, ob sie wirklich existiert oder nur eine Projektion sei. Genau so, wie ich es mag: reduziert, geheimnisvoll, voller Interpretationsraum.
Jedes Foto wurde zum Spiel zwischen Sichtbarkeit und Verschwinden. Linien, die im Nichts enden. Formen, die sich erst beim zweiten Blick offenbaren. Ein Ort, der normalerweise Klarheit und Struktur zeigt, verwandelte sich in ein atmosphärisches Kunstwerk.
Der Wechsel zum Weiher – vom Grau ins Restlicht
Als der Nebel langsam dichter wurde und die Baustelle zunehmend im Weiß versank, zog es mich weiter – zu einem kleinen Weihergebiet in der Nähe. Dort wartete noch das letzte, sanfte Restlicht des Tages auf mich. Dieses besondere Licht, das zwar schwach ist, aber trotzdem warm genug, um den Übergang zwischen Tag und Abend zu betonen.
Der Wechsel war spürbar: vom geheimnisvollen Grau der Baustelle zur beruhigenden Nebelweiss-Blau-Stimmung am Wasser. Der Weiher lag still, fast unbewegt. Nur einzelne Wellen liefen über die Oberfläche, als würden sie den Tag verabschieden. Die Bäume spiegelten sich im ruhigen Wasser, gedämpft von den letzten Sonnenlichtresten, die nicht durch den Nebel drangen.
Die Bilder dort wurden weicher, ruhiger, poetischer. Während die Baustelle eher minimalistisch und konturenarm daherkam, zeigte der Weiher eine ganz andere Stimmung: melancholisch, friedlich, fast schon meditativ.
Ein Spätnachmittag voller Übergänge
Heute war ein Tag der Kontraste – und gleichzeitig keiner. Nebel verband alles miteinander. Ob Baustelle oder Weiher, Beton oder Natur, Struktur oder Spiegelung: Alles wurde in diese graue, mystische Stimmung getaucht, die ich so liebe.
Es war ein Ausflug, bei dem es weniger um das Motiv ging und mehr um das Gefühl dahinter. Die Ruhe, die Konzentration, das Suchen nach Formen im Verborgenen. Und die Erkenntnis, dass manchmal genau dann die besten Bilder entstehen, wenn man fast nichts sieht.
vLog dazu