Ein Tag im Leben von einem Bauern der Urnenfelderkultur

Vor etwa 3000 Jahren, in der späten Bronzezeit, lag die Region der heutigen Oberpfalz in Bayern noch in einer Welt aus dichten Wäldern, Flüssen und sanften Hügeln. Die Menschen der Urnenfelderkultur lebten in kleinen, oft befestigten Siedlungen aus Holzhäusern mit stroh- oder torfbedeckten Dächern. Sie betrieben Ackerbau, Viehzucht und Handwerk, während Krieg und Rituale ihr Leben prägten. Dies ist eine fiktive, aber historisch inspirierte Geschichte über den Tagesablauf eines Mannes namens Branor, eines einfachen Bauern und Kriegers in einem Dorf am Ufer der Naab.

Der Morgen brach an, als die ersten Strahlen der Sonne über die bewaldeten Hügel krochen. Branor, ein stämmiger Mann Ende zwanzig mit wettergegerbter Haut und einem Bart, der von der harten Arbeit gezeichnet war, erwachte in seiner rechteckigen Holzhütte. Das Haus, gebaut aus Eichenpfosten und geflochtenen Wänden aus Zweigen und Lehm, war eng und dunkel. Neben ihm schliefen seine Frau Elara und ihre zwei kleinen Kinder auf Fellen und Strohmatten. Der Geruch von Rauch vom gestrigen Feuer hing in der Luft. Branor streckte sich, zog seine grobe Wollkleidung an – eine Tunika aus gesponnener Schafswolle und Lederhosen – und trat hinaus. Die Siedlung, umgeben von einem einfachen Palisadenzaun aus Holzpfählen, erwachte langsam. Hühner gackerten, und in der Ferne muhten die Rinder.

Zuerst kümmerte sich Branor um die Tiere. Er führte die wenigen Kühe und Schafe aus dem Stall – einem Anbau an der Hütte – auf die nahe Weide. Die Viehzucht war entscheidend; Milch, Wolle und Fleisch hielten die Familie am Leben. Danach half er Elara beim Feuermachen. Sie zündeten ein Feuer in der zentralen Grube der Hütte an, wo ein Bronzekessel über den Flammen hing. Zum Frühstück gab es einen einfachen Brei aus Gerste und Emmer, den sie mit Wasser aus dem Fluss kochten. Manchmal mischten sie Beeren oder Nüsse hinein, die die Kinder im Wald gesammelt hatten. Branor aß schnell, während er mit den Nachbarn plauderte – über das Wetter, die Ernte oder Gerüchte von feindlichen Stämmen aus dem Norden.

Nach dem Essen begann die harte Arbeit des Tages. Branor schnappte sich seine Bronzesichel und ging zu den Feldern außerhalb der Siedlung. Die Urnenfelderleute pflügten mit hölzernen Ard-Pflügen, gezogen von Ochsen, und bauten Getreide wie Gerste, Weizen und Hirse an. An diesem Tag hackte er Unkraut und bereitete den Boden für die Aussaat vor. Die Sonne stieg höher, und der Schweiß rann ihm über den Rücken. Um die Mittagszeit ruhte er kurz unter einem Baum, teilte ein Stück hartes Brot und getrocknetes Fleisch mit anderen Bauern. Sie diskutierten über die nächsten Opferrituale – in ihrer Kultur waren Symbole und Opfer an die Götter wichtig, um Fruchtbarkeit und Schutz zu erbitten. Branor dachte an die bronzenen Armreifen, die er als Krieger trug, Symbole seiner Stärke.

Am Nachmittag wandte sich Branor der Jagd zu, um die Ernährung der Familie zu ergänzen. Mit einem Bogen aus Eibenholz und Pfeilen mit Bronzespitzen schlich er in den Wald. Die Region war reich an Wild: Hirsche, Wildschweine und Hasen. Heute erlegte er einen Hasen, den er stolz nach Hause trug. Auf dem Rückweg half er einem Schmied im Dorf, der Bronze in einer Steinform goss – Kupfer und Zinn aus fernen Handelsrouten. Der Handel mit anderen Stämmen war lebenswichtig; Branor hatte einmal eine Karawane gesehen, die Salz und Bernstein brachte. In der Siedlung angekommen, half er bei der Reparatur des Palisadenzauns. Die befestigten Dörfer schützten vor Raubzügen, und als Krieger übte Branor manchmal mit seinem Bronzeschwert, um bereit zu sein.

Als die Sonne unterging, kehrte Branor in die Hütte zurück. Elara hatte das Abendessen vorbereitet: Gebratenes Hasenfleisch, Gemüse aus dem Garten wie Bohnen und Zwiebeln, und frisches Brot aus dem Steinofen. Die Familie aß gemeinsam am Feuer, erzählte Geschichten von Ahnen und Göttern. Die Kinder lauschten gebannt von mythischen Kämpfen und dem Leben nach dem Tod – in ihrer Kultur wurden die Toten verbrannt und in Urnen beigesetzt. Nach dem Essen spielte Branor mit den Kindern, schnitzte ein Holzspielzeug oder reparierte Werkzeuge. Die Gemeinschaft versammelte sich manchmal um ein großes Feuer für Lieder oder Rituale, aber an diesem Abend war es ruhig. Müde von der Tagesarbeit, legten sie sich auf die Felle. Der Mond schien durch die Ritzen, und Branor schlief ein, wissend, dass der nächste Tag ähnlich verlaufen würde – ein Kreislauf aus Arbeit, Familie und Überleben in einer harten, aber verbundenen Welt.

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Monogamie im Tierreich