Monogamie im Tierreich
Warum der Mensch ein mittelmäßiger Romantiker ist (und Bibern neidisch sein sollte). Stellt euch vor: Ihr sitzt beim Date, alles läuft super, und plötzlich fragt euer Gegenüber: „Bist du eigentlich monogam?“
Die ehrliche Antwort? „Biologisch gesehen bin ich ein mittelmäßiger Monogamist – irgendwo zwischen Biber und Schimpanse. Also ja… solange kein heißerer Biber vorbeischwimmt.“
Klingt absurd? Ist aber Wissenschaft.
Laut aktuellen Studien (ja, sogar aus dem frischen Jahr 2025) sind nur etwa 9 % aller Säugetierarten sozial monogam – also Paare, die zusammenwohnen, gemeinsam Nachwuchs großziehen und sich zumindest nach außen hin treu bleiben. Bei Primaten liegt die Quote etwas höher: rund 25 %. Und wir Menschen? Wir gehören dazu. Hurra!
Aber haltet die Bierflaschen noch zu – wir sind nicht die Spitzenreiter.
In der Monogamie-Charts landen wir nämlich hinter Bibern und Gibbons, aber immerhin noch vor Schimpansen und Gorillas. Das ist ungefähr so, als würde man im Tinder-Ranking „solide Mittelklasse“ sein: nicht der absolute Traummann/-frau, aber auch kein offener Poly-Spieler mit Gruppenchat.
Die wahren Romantiker des Tierreichs
Bibern: Diese pelzigen Bauingenieure bauen zusammen Dämme, ziehen die Kinder groß und bleiben ein Leben lang zusammen. Wenn ein Partner stirbt, suchen sie sich oft keinen neuen. Das ist nicht nur treu – das ist fast schon toxisch-romantisch. „Bis dass der Tod uns scheidet“ nehmen die wörtlich. Und sie haben auch noch scharfe Zähne. Sexy.
Gibbons: Die singenden Akrobaten des Dschungels. Jeden Morgen Duett-Gesang mit dem Partner, tagelang Händchenhalten in den Baumkronen. Wenn das kein Beweis für wahre Liebe ist, dann weiß ich auch nicht. Und sie werfen mit Kot nach Fremdgeh-Rivalen. Romantic goals.
Wir Menschen: Wir bauen auch zusammen (Häuser, IKEA-Schränke, emotionale Mauern), ziehen Kinder groß und schwören uns ewige Treue. Aber dann kommt Netflix, Tinder oder der neue Kollege aus dem Home-Office… und plötzlich ist die Monogamie eher ein „best effort“-Projekt.
Schimpansen: Unsere nächsten Verwandten leben in Gruppen, in denen quasi alles mit allem rummacht. Bonobos lösen Konflikte sogar durch Sex – mit jedem. Peace through pleasure. Effizient, aber nicht gerade Instagram-tauglich für Paarfotos.
Gorillas: Der Silberrücken hat meist einen Harem. Klassische Polygynie. Funktioniert super – solange man der Boss ist. Für die anderen Männchen eher frustrierend.
Warum sind wir nur „mittelmonogam“?
Evolutionär macht Monogamie Sinn: Unsere Babys sind hilflos wie nasse Kartoffeln und brauchen jahrelang Pflege. Ein Partner, der mit hilft, erhöht die Überlebenschancen. Außerdem: Wenn rivalisierende Männchen ständig die Kinder umbringen würden (wie bei Löwen), wäre das schlecht für die Gene. Also: Pair-bonding als Überlebensstrategie.
Aber ganz treu? Nee. Unsere Hodengröße (mittelgroß im Primatenvergleich) und der geringe Größenunterschied zwischen Mann und Frau deuten auf „milde Polygynie“ hin – also früher mal ein bisschen Harems-Vibes, aber nicht extrem. Übersetzt: Wir sind biologisch auf „eine Hauptbeziehung + gelegentliche Seitensprünge“ eingestellt.
Und ja, die Statistiken lügen nicht: Etwa jeder Dritte geht mal fremd. Manche aus Langeweile, manche aus Rache, manche weil der andere einfach besser küsst. Aber die meisten bleiben trotzdem zusammen. Serielle Monogamie ist unser Ding: Ein Partner nach dem anderen, aber immer schön nacheinander (meistens).
Fazit: Monogamie ist kein Naturgesetz – sondern ein Kompromiss
Wir sind keine perfekten Gibbons, die sich ein Leben lang in den Armen liegen. Wir sind auch keine Bonobos, die bei jedem Streit einfach Sex als Konfliktlösung nutzen (obwohl… könnte man mal ausprobieren).
Wir sind mittendrin: Romantische Biberverlierer mit Schimpansen-Gelüsten. Und das ist eigentlich ziemlich hot.
Denn genau diese Spannung macht uns interessant: Wir wollen die große Liebe, das Nest, die Sicherheit – und gleichzeitig das Abenteuer, den Kick, das Neue.
Monogamie beim Menschen ist deshalb nicht „natürlich“ oder „unnatürlich“. Sie ist ein Deal. Ein manchmal geiler, manchmal anstrengender, aber meistens lohnender Deal.
Also nächstes Mal, wenn jemand fragt: „Bist du monogam?“
Antworte einfach: „Klar. Wie ein Biber. Aber mit schlechterem Gesang und gelegentlichen Tinder-Rückfällen.“
Ehrlich, spicy und biologisch korrekt.