Die bizarre Liebe der Nacktschnecken: Wie sich schleimige Singles paaren

Nacktschnecken gehören vielleicht nicht zu den romantischsten Tieren der Welt – zumindest nicht auf den ersten Blick. Doch wenn man einmal genauer hinsieht, offenbart sich ein faszinierendes Schauspiel der Natur. Ihre Paarung ist ein schleimiger, kunstvoll choreografierter Akt, der so bizarr wie beeindruckend ist.

Hermaphroditen mit doppeltem Liebespotenzial

Die meisten Nacktschneckenarten sind Hermaphroditen – das heißt, sie tragen sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane in sich. Wenn sich zwei Schnecken paaren, befruchten sie sich oft gegenseitig. Das verdoppelt die Fortpflanzungschancen und macht die Partnersuche in der feuchten Unterwelt etwas einfacher.

Der Paarungstanz: Eine schleimige Annäherung

Bevor es zur eigentlichen Paarung kommt, beginnt ein vorsichtiges Beschnuppern. Die Schnecken umkreisen sich, oft stundenlang, und tasten einander mit ihren Tentakeln und Körpern ab. Dieser „Tanz“ dient nicht nur der Annäherung, sondern auch der Einschätzung des Partners: Ist er oder sie (oder besser gesagt: beides) paarungsbereit?

Besonders eindrucksvoll ist das bei der berühmten Großen Wegschnecke (Arion vulgaris) oder der Spanischen Wegschnecke, die man oft im Garten antrifft. Nach der Balz erfolgt die Paarung – und die hat es in sich.

Liebesakt mit Schleim und Spiralen

Aus einer Öffnung auf der rechten Körperseite (dem Genitalporus) stülpen beide Partner gleichzeitig ihre weißen Penisse aus – die oft überraschend lang sind, gemessen an der Körpergröße. Selbe bei mir selber haha :D

Dann beginnt ein komplizierter Verflechtungsprozess: Die Penisse umschlingen sich spiralförmig, und es kommt zur gegenseitigen Spermienübertragung. Die gesamte Prozedur kann über eine Stunde dauern – eine intime, fast hypnotische Szene für jeden Naturbeobachter mit Geduld.

Wenn’s klemmt: Autotomie als letzte Lösung

Bei manchen Arten, wie der Leopardschnecke (Limax maximus), kann es passieren, dass sich die Penisse nach der Paarung verknoten und nicht mehr voneinander zu lösen sind. In extremen Fällen bleibt dann nur eine drastische Lösung: Autotomie – das Abbeißen des eigenen oder des fremden Geschlechtsorgans. Klingt brutal, ist aber für manche Schnecken überlebenswichtig. Und ja: Auch nach solch einem Verlust können sie weiterhin Nachkommen zeugen – dank ihrer doppelten Ausstattung.

Nach der Liebe kommt das Leben

Nach erfolgreicher Paarung legen die Schnecken ihre Eier in feuchte, geschützte Erde oder unter Laub. Aus den transparenten Eiern schlüpfen nach wenigen Wochen winzige Jungschnecken, die sofort selbstständig sind.

Erotik auf Schleimspur

Was für uns befremdlich wirken mag, ist für diese Tiere ein hochspezialisierter, erfolgreicher Fortpflanzungsmechanismus. Wer also das nächste Mal eine schleimige Spur im Garten sieht – vielleicht war sie der stille Zeuge eines spektakulären Liebesabenteuers.

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