Tradition trifft Glut – Aktueller Kohlenmeiler im Juli

In einer Zeit, in der industrielle Prozesse unseren Alltag dominieren, ist es etwas ganz Besonderes, ein uraltes Handwerk live zu erleben: das Köhlern. Seit vergangenem Freitag lodert in unserer Region um Amberg wieder ein Kohlenmeiler – gefüllt mit hochwertigem Buchenholz, sorgfältig aufgeschichtet und traditionsgemäß entzündet.

Der Aufbau: Handwerk mit Feingefühl

Bereits Tage vor dem eigentlichen Entzünden herrschte reges Treiben auf dem Meilerplatz. Es wurde gearbeitet: Das Buchenholz – trocken, hart und ideal für hochwertige Holzkohle – wurde schichtweise zu einem konischen Haufen aufgestapelt. Jeder Scheit wurde gezielt gelegt, denn der Aufbau ist entscheidend für den gleichmäßigen Brand. Um den Haufen herum wurde Erde und Grassoden verdichtet, sodass kaum Sauerstoff eindringen kann – das A und O für die sogenannte „Verkohlung“ statt Verbrennung.

Freitag: Die Flamme wird entfacht

Am vergangenen Freitag war es so weit. Bei bestem Sommerwetter wurde der Meiler traditionell „angezündet“ – mit sogenanntem „Anzündkanal“ von oben herab. Der erste Rauch kräuselte sich bald in den Himmel, ein Zeichen, dass das Holz im Inneren langsam zu glimmen begann.

Von da an heißt es: Wache halten. Der Meiler muss über Tage hinweg betreut werden – Tag und Nacht. Kleine Löcher in der Außenwand zeigen, wie der Brand voranschreitet. Mit langen Stangen und viel Erfahrung regulieren die Köhler Luftzufuhr und Temperatur. Denn zu viel Sauerstoff – und das Holz verbrennt. Zu wenig – und der Prozess erstickt zu früh.

Kommendes Wochenende: Ablöschen

Nach rund acht bis zehn Tagen ist das Holz im Inneren vollständig verkohlt. Der Meiler wirkt dann wie eine in sich ruhende Glut. Am kommenden Wochenende wird der entscheidende Schritt getan: Der Meiler wird abgelöscht, also „erstickt“. Dazu werden die Luftlöcher geschlossen und der Haufen luftdicht abgedeckt – mit feuchter Erde oder auch Wasser – sodass der Verkohlungsprozess endet und kein weiteres Holz verloren geht.

Das große Finale: Kohleernte

Einige Tage später, am Wochenende darauf, wenn der Meiler komplett ausgekühlt ist, wird er geöffnet. Was dann zum Vorschein kommt, ist schwarze, glänzende Holzkohle – spröde, aber von hoher Qualität. Sie knistert fast wie ein Versprechen, wenn sie später auf dem Grill liegt. Die Ausbeute ist immer wieder faszinierend, Beispiel: Aus etwa 1000 Kilogramm Buchenholz entstehen nur rund 250 Kilogramm Kohle – ein Zeichen, wie konzentriert und wertvoll dieses Produkt ist.

Mehr als nur Kohle

Ein Kohlenmeiler ist nicht nur ein technischer Vorgang. Er ist ein soziales Ereignis, ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des Respekts vor traditionellem Handwerk. Wer jetzt vorbeikommt, kann den feinen Rauch riechen, das Prasseln der Glut hören und den Köhlern bei ihrer Arbeit zusehen.

Am besten notiert man sich schon jetzt das Wochenende nach dem Ablöschen – zur Kohleernte, denn dann wird nicht nur die Kohle geborgen, sondern es gibt damit einen Blick zurück in eine Zeit, als Feuer noch mit Geduld gemacht wurde.

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